Symphonischer Doom ausm
Pott.
LUX SERPENT ist als Band so
undergroundig, dass meine erste Suchanfrage bei den
Metal Archives erfolglos war. Mittlerweile hat sich
jemand erbarmt und den fünf Dortmundern einen
Eintrag in der entsprechenden Enzyklopädie
erstellt. Mit "Requiem" haben sie 2017 in Eigenregie
ihr Debütalbum veröffentlicht. Das schlichte, aber
nicht unprofessionell wirkende Digipack hat ein
farblich sehr stimmiges Artwork.
Auf zwölf Tracks verteilt gibt es eine "Messe für
die Verstorbenen" zu hören, und die Band hat dazu
epische Chorsätze, doomige Riffs und stimmige
Harmonien komponiert - ein passenderes Wort fällt
mir hier für das elegische Songwriting nicht ein.
Das Album wirkt kaum wie eine Aneinanderreihung von
Songs, sondern vielmehr wie eine epische Einheit,
die tief hinein führt in kirchliche Gebetstexte
katholischer Tradition. Dabei fällt auf, dass die
Scheibe hervorragend von Martin Bondzio produziert
wurde. Der Sound ist klar, druckvoll aber nicht
unnatürlich. Vor allem die mehrstimmigen
Arrangements sind gut zu hören, auch die (sicher vom
Keyboard kommenden) Streicher klingen recht
natürlich, und die Gitarre hat einen warmen,
zugleich aber bedrohlichen Klang und wird oft
eingesetzt wie eine Geige.
Mit Ingo Ross verfügt die Band zudem über einen
fähigen Sänger, der mit seiner erzählenden Stimme in
angenehmer Tonlage mitnimmt und gleichzeitig Leiden
und Emotionalität zum Ausdruck bringt. Wie bei
anderen Versuchen auch tue ich mich mit den
Saxophon-Einsätzen im Metal-Kontext etwas schwer.
Das Instrument ist im Jazz und Swing großartig und
gehört zu jeder guten Big Band, aber mir fallen kaum
Metal-Versuche ein, bei denen das Saxophon wirklich
gut gewirkt hat (am ehesten fällt mir von DREAM
THEATER 'Another Day' ein).
Auf einzelne Songs einzugehen ist eigentlich
Quatsch, da es sich hörbar um ein Gesamtkunstwerk
handelt. Ich kann aber gerne all denen einen
Testdurchlauf ans Herz legen, die sich zuletzt von
DAUTHA begeistern ließen, natürlich allen
CANDLEMASS-Fans, aber auch den Anhängern der
genialen ersten SAVIOUR MACHINE-Alben oder des guten
(ersten) DREAD SOVEREIGN-Albums. Auch die beiden
SORCERER-Alben haben eine ähnliche atmosphärische
Dichte. Trotzdem bleibt LUX SERPENT eine sehr
eigenständige Band, denn die choralen und
symphonischen Elemente lassen die Jungs deutlich aus
der Masse hervorstechen.
Wer den deutschen Underground unterstützen will und
gute Qualität mit hoher Individualität aus dem
Doom-Sektor sein eigen nennen will, wendet sich am
besten direkt an die Band. Alle Infos bekommt ihr
auf der
Homepage. Die Band ist super im Service und
vertickt das professionell aufgemachte Album zu
einem sehr fairen Preis.
Anspieltipps: Kyrie, Recordare, Lacrimosa
Jonathan Walzer
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