Luc Serpent - Symphonic Doom Metal aus Dortmund

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The-Pit.de, April 2018

Überraschend majestätischer Doom aus dem Pott.

Da trifft man nach langer Zeit und schon eher fast zufällig Christian „Schnitti“ Schnittker auf einem Konzert und bekommt eine CD in die Hand gedrückt. „Oh, du bist wieder aktiv?“, so meine Frage. „Ja genau, bei Lux Serpent“ so seine Antwort. Lux wer? So geistert es im Kopf, eine Erinnerung an Failed Perfection spült sich an die Gedächtnisoberfläche, gleich drei Showberichte hatten wir schon 2010 von den Bochumer Melodeathern in die Annalen einfließen lassen können. Nun, der Sprung nach Dortmund ist eh nur ein kleiner, die Stadtgrenzen verschwimmen ja, doch musikalisch tun sich da dann eher Welten auf, denn Lux Serpent stehen für epischen Doom Metal.
Fast zum Glück kann man beim Artwork mit gelblicher Grundausrichtung sagen, dass eben nicht schwarz als Kontrastfarbe verwendet wurde – Fußballkenner werden schon wissen warum. Das leicht sakrale Stilmittel ist erst auf den zweiten Blick wirklich sichtbar, vielmehr scheint die Welt bei der heiligen Messe für die Verstorbenen in Trümmern zu liegen. Als kleines schickes Digipak, leider ohne Lyrics, stimmt die Aufmachung aber locker und die aufgerufenen 10 Euro ist das Dingen dann auch mehr als wert.
Wer jetzt mal alle Bedenken wegen dem christlichen Hintergrund beiseite fegt, wer sich neben all der schwermetallischen Beschallung auch oder gerade auf klassische Konzepte stürzen kann, dem sei gesagt, dass sich jeder Fan dieser Lager in „Requiem“ wiederfindet. Und hey, wo es doch gerade so besinnlich wird, warum nicht gleich beim Intro zum Titeltrack einmal das Saxophon einbauen, ein im Metal eher immer noch untypisches Element, dabei haben seinerzeit die Crossover-Kings Dog Eat Dog die Magie dieses Instruments nachgewiesen. Getragener, erhabener Song, der da aus den Boxen doomt, wo gerade das Saxophon, hier auch in Kombination mit den Streichern, immer wieder Akzente setzt und wo der  harmonische, nicht aufgesetzt wirkende Gesang gleich mal Candlemass & Co. in Angst und Schrecken um die eigenen Brötchen versetzen kann.
„Kyrie“ macht früh dann gleich mal deutlich, wie sehr es die Dortmunder Jungs drauf haben: Gänsehaut-Chöre, die nicht aus der Tupperdose kommen, kann man gar nicht anders sagen, dazu die geradezu majestätisch doomige Marschroute, die erhaben mit enormen Tiefgang reichlich episch Maßstäbe setzt. Fast schon surrealistisch, wie Lux Serpent zuerst das Saxophon in „Tuba Mirum“ nutzen, fast schon bedrohlich immer wieder aufblitzend, episch doomig erhaben, dazu der leicht verfremdete Gesang – kurzweilige Klassik im neuen Gewand.
Ganz besonders müssen aber nochmals die Chöre erwähnt werden, da die Songs u.a. dadurch auch einen extrem hohen Wiedererkennungswert erlangen und diese die Erhabenheit besonders unterstreichen. Ganz weit voraus ist da nämlich „Rex Tremendae“, noch einen Tacken intensiver kommt „Dies Irae“ um die Ecke – einfach nur ganz großes Kino, das dürften auch große Produktionen kaum besser arrangieren könne, die Dortmunder aber machen das mal eben in Eigenregie. Wenn so einem die Messe gelesen wird, dann darf man auch als Metaller gefangen sein.
Auch zum Ende hin ist kein wirklicher Spannungsabfall oder Gewöhnungs- und Abnutzungseffekt zu erkennen. Hier mal das Saxophon als Klampfensoloersatz, dort zarte Pianotupfer wie in „Agnus Dei“, fertig ist die Totenmesse, die so lebendig erscheint und dem nagenden Zahn der Zeit eher Zahnfleischbluten verpasst. Wenn Lux Serpent das Konzept jetzt noch auf die Bühne bringen können, dann dürfte das doomige Schwergewicht aus Dortmund kaum aufzuhalten sein. Bis dahin darf man sich aber mit „Requiem“ auch in den heimischen vier Wänden vergnügen.
 Jörg Müller

 
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